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Jetzt fällt es mir auf. Ich rieche nichts. Kein Salz, keine Pflanzen, kein Benzin. Hier scheint alles geruchlos. Der Wind weht Staub auf. Zigarettenstummel, Becher, Papier. Plastikreste schweben durch die flirrende Hitze. Ich habe Sand zwischen den Zähnen. Auch der schmeckt nach nichts. Der Beton unter meinen Schuhen ist heiß, der Kaffee mittelstark. Ich nippe vorsichtig an der Styroportasse. Auch die ist zu heiß. Die Ölzüge stoßen ins Horn. Geräusche sind überall. Das Brummen der Dieselmotoren, das Zischen der Gasanlagen, der vorbeifahrende Pickup, der wendende Camper, das Klappen der Türen und wieder das Horn der Lokomotiven. Kein Geruch, aber Geräusche. Auf den Feldern ist ein andauerndes Geräusch. Das Zirpen der Grillen. Chuck sagt, an der Frequenz des Zirpens könne man die Temperatur ausmachen. Ich versuche, mich daran zu gewöhnen. Er hört es nicht mehr. Und zieht an seiner Zigarette. Ob er sie wohl schmecken kann?
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Das Auto ist so hoch, dass sein Fahrer beinahe nicht groß genug ist, um die Windschutzscheibe zu säubern. Er tut es. Er schafft es. Dabei macht er eine elegant aussehende Bewegung mit dem Arm. Mit der Bürste in der Hand dreht er seinen Arm leicht und schüttelt dabei das Wasser von ihr ab, um sie dann mit einem kleinen Schwung wieder auf die Scheibe zu schlagen. Das ist sicher nicht das erste Mal, dass er diese Bewegung macht, und so das Glas von schwarzen klebrigen Insektenresten befreit. Drei junge Männer schauen ihm dabei zu und rauchen. Einer von Ihnen trägt ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck »Drill-Team«. Der Zweite hat eine schwarze Schürze um und ein silbernes Band am Handgelenk. Dann schnipsen sie ihre Zigaretten weg und holen ihre Smartphones raus. Der Dritte zeigt den beiden anderen etwas auf dem Display. Sie lachen. Die Pause ist um. Der Fahrer des übermannshohen Pickups ist weg und sie gehen zurück in die Tankstelle. Es sind 90 Grad Fahrenheit und die Luft flirrt. Das Geschäft geht weiter.
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Schräg mir gegenüber an einem anderen Tisch sitzen drei Männer. Ihre Fingernägel und ihre Hände sind schwarz. Sie sehen aus wie Ölarbeiter. Einer von Ihnen taucht seinen Burger in eine Art Chillisuppe, die mit Käse überbacken ist. Sie sprechen über Minneapolis. Und einer erzählt, dass er in einem Flugzeug geflogen ist, in dem man auch spielen konnte. Black Jack und Roulette usw. Die anderen schauen auf ihre Menüs. Ich glaube mittlerweile solche Geschichten. Ich kaue langsamer und höre zu.
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Ich setze mich zum Lunch in einen asiatischen Imbiss und bestelle böse Dschungel-Nudeln. Scharf. Um nicht zu riskieren, dass mein geliehenes Fahrrad geklaut wird, setze ich mich mit Blick auf die Straße an einen Tisch, der direkt am Fenster und neben der Eingangstür steht. Ein guter Platz. Ich warte mit der Nummer Vier auf mein Essen. Ich habe es schon öfter beobachtet. Man bezahlt und bekommt eine Nummer. Manchmal wird auch der Name notiert, den sie dann aufrufen. Hier bekomme ich eine Nummer auf einem Ständer. Ich warte während weitere Leute den Imbiss betreten. Als sie die Tür öffnen, sehe ich durch das Fenster, wie Rauch nach aussen wabert. Die Leute bleiben kurz stehen. Sie versuchen sich an den dunklen Raum zu gewöhnen, entscheiden sich aber wieder raus zu gehen. Ich bekomme meine Schale scharfe Nudeln mit schwarzen Plastikstäbchen, Wasser mit Eiswürfeln in einem rosafarbenen Plastikglas und fange an zu essen.
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Ich parke meinen SUV, drücke auf Stop und der Motor geht aus. Ich bleibe sitzen. Neben mir steht ein grauer rostiger Chevrolet. Die Fensterscheiben sind herunter gedreht. 35 Grad im Schatten. Keine Klimaanlage. Die Raststätte vor mir ist neu und bunt. Ich gehe hinein und kaufe mir einen Kaffee. Wasser habe ich genug im Kofferraum. Ich bin mir sicher, dass es noch reicht. Ein junges Mädchen kommt aus der Raststätte mit einer Packung Tabak. Die Haare zusammen gebunden. Kurze zerfranste Jeans und T-Shirt. Sie geht zu dem grauen Chevi schaut mich an und krabbelt durch das geöffnete Fenster an der Fahrerseite in das Auto. Sie dreht sich hinter dem Steuer eine Zigarette und steckt sie sich mit einem Benzinfeuerzeug an. Der Motor blubbert auf. Grauer Qualm steigt hoch. Ich lehne an meinem Auto und nippe an meinem Kaffee. Der ist viel zu heiß. Die Reifen rutschen über den Kiesboden. Der Wagen rollt rückwärts, macht eine Wendung und rauscht davon. Es staubt.
Aufzeichnungen, North Dakota, August/September 2013